Wohnzimmer

Als Raphael starb, war die Küche fertig und in Benutzung, die alte Küche war entsorgt und wir waren dabei, das Wohnzimmer zu sanieren. Der Raum befand sich im Rohbauzustand, die Elektrik war fertig geplant, die Schlitze dafür weitgehend gemacht.

Am Boden hatten wir uns gerade „die Zähne ausgebissen“. Die Fliesen und die Entkopplungsmatten waren seit 4 Jahren entfernt. Nun waren da noch Pressspahnplatten auf die Dielen geschraubt, die Schrauben schön unter Estrich / Klebstoff verborgen. Nach einer größeren Ausräum-Aktion 2019 haben wir uns im zum Jahreswechsel 2019/2020 an den Boden gemacht – Wir haben also unter Anwendung eines Akkuschraubers, eines Schraubenziehers, mehrerer Stemmeisen und roher Gewalt die Sperrholzplatten entfernt. Darunter fand sich ein Dielenboden in unterschiedlich gutem Zustand. Die Option, diesen auszubessern, zu schleifen und zu erhalten, schien im ersten Moment verlockend. Allerdings waren größere Flächen in wirklich schlechtem Zustand und (der ausschlaggebende Punkt) die Dämmung zum Keller wäre nicht möglich gewesen. Hier war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich wusste, dass ich entweder jemanden damit beauftragen muss, diesen Boden herauszureißen und neu aufzubauen, oder daran scheitern würde. Die Baustelle in der Küche, in der wir teils denselben Bodenaufbau haben (Gewölbe – aufgefüllt mit Sand und Dreck – in diesen Balken gelegt – darauf die Dielen genagelt) war fürchterlich, wir standen ein Dreiviertel Jahr im Dreck…

Ende Januar fand ich dann zwei fähige Handwerker, die sich auf Innenausbau spezialisiert hatten. In den folgenden Wochen machte die Baustelle riesige Fortschritte, an meinem Geburtstag war schon fast alles fertig. Im Detail: Der Boden wurde komplett herausgerissen, die Balken, auf den die Dielen genagelt waren, waren so krumm, dass ich mich für neue Balken entschieden habe. Diese wurden mit Zement auf dem gestampften Untergrund verankert, darauf kam eine Folie als Rieselstopp. Gedämmt ist mit Perlit-Schüttung. Diese ist vergleichsweise kostengünstig, war schnell zu besorgen und da sie nicht tragend sein muss, eine Alternative zum doch recht teuren Cemwood2000. Auf die Balken kamen 22 mm dicke OSB3-Platten und darauf wurde dann der Fußboden geschraubt. Auch hier ein kleiner Unterschied zur Küche, dort hatten wir geklebt UND geschraubt. Der Unterschied ist wohl, dass sich die Dielen marginal mehr bewegen können und es deshalb ab und an ein wenig knarzt. In der Küche haben wir aber auch eine Stelle, die mittlerweile leicht federt und sich genauso anhört.

Der Oberboden ist derselbe wie in der Küche, Massivholzdielen Esche Natur/Rustikal. Dieser musste, wie in der Küche auch, noch geschliffen und mit Hartwachsöl behandelt werden. In der Küche hatte ich mir dazu ein Bandschleifgerät ausgeliehen, im Wohnzimmer war es dann ein Tellerschleifer. Mit dem Bandschleifer kann man sehr schnell sehr tiefe Rillen in die Dielen fräsen (zum Glück hatte ich die ersten Experimente dort gemacht, wo heute die Küchenzeile steht). Der Tellerschleifer verzeiht da einiges an Schusseligkeit, dafür ist die Bedienung nicht ganz so intuitiv… Nachdem mir das Gerät erst einmal mehrfach einfach „abgehauen“ ist, habe ich weinend einen Freund angerufen, der mir das mit dem „hoch und runter = rechts und links“ beigebracht (und auch gleich einen Großteil der Fläche geschliffen) hat. Dann ging es ans ölen und … WARTEN. Eine ganze Woche darf der Boden nicht betreten oder belastet werden, die Möbel dürfen deshalb auch erst danach gestellt werden.

Die Möbel… Wir hatten in unserer vorherigen Wohnung ein Wohnzimmer. Das hatte eine Couch (die ich bereits 2018 verschenkt hatte, sie war nach 4 Jahren in der Scheune zwar noch OK, aber ich brauchte Platz und ein Ende der Baustelle im Wohnzimmer war nicht abzusehen), einige Bücherregale und 2 große Schreibtische. Aus der Küche steht immer noch eine große Anrichte in der Scheune, aber diese ist auch eher in einem schlechten Zustand. Also mussten „neue“ Möbel her. Bei ebay Kleinanzeigen wurde ich zum Glück fündig, ich konnte ein komplettes Wohn- und Esszimmer in gutem Zustand für recht wenig Geld erwerben und Anfang März abholen und stellen.

Und dann kam Corona… Wir hatten also kaum die Möbel an die richtige Stelle gestellt, da wurde dieses Wohnzimmer zu unserer echten Rettung. In den folgenden Monaten fand fast das gesamte Schulleben in diesem Raum statt. Wie froh bin ich im Nachgang, dass alles zur rechten Zeit fertig wurde.

Zu guter Letzt noch einige Bilder aus der Entstehung…

4 Kommentare zu „Wohnzimmer

  1. Hallo, ich bin grad mitten in der Nacht über deinen Blog gestolpert, eigendlich versuchte ich meinen alten Kachelofen über Google zu entschlüsseln..
    Und aus Neugier, hab ich dann geguckt ob dieser Blog überhaupt noch aktiv ist.
    So hab ich dann als total Fremde einen kleinen Einblick in ein scheinbar riesen Renovationsprojekt und halt auch in die letzten Schicksalsschläge bekommen. Ich hoffe es ist nicht unangebracht, aber ich wünsche dir ganz viel Kraft, tolle Menschen an deiner Seite und eine schöne Zukunft. Scheinbar geht es Stück für Stück voran.. Unbekannter weise alles Gute

    • Hallo,
      „aktiv“ ist ein dehnbares Wort, aber ab und an schaue ich drauf, ab und an will ich auch etwas schreiben und so alle 1-2 Jahre gelingt mir das auch. Ja, es geht voran, trotz alledem. 2020 das Wohnzimmer, genau richtig zum Start der Pandemie, dann Ende 2021 die Kinderzimmer, jetzt ist das Zimmer über dem Wohnzimmer dran. Das wird dann mein Zimmer. Und dann wird es noch so 2-3 Riesenbaustellen geben – danach kann ich wohl in Rente gehen. 😉 Vielen Dank für die netten Wünsche.

  2. Ich weiß nicht ob mein anderer Kommentar abgeschickt wurde, kurzgesagt, ich wünsch dir unbekannter Weise, gutes Gelingen und alles Gute!

    • Der andere Kommentar wurde abgeschickt, muss aber aus Spamschutzgründen erst von mir freigeschaltet werden. Danke für die netten Wünsche, mit lieben Grüßen Lucia

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