Die Spalte
Fragt man heute einen Fachmann nach Altbau-Dämmung, dann bekommt man idR die Antwort:
Mach ne Außendämmung, bei Innendämmung schimmelt Dir in 10 Jahren alles weg!
Ok, das klingt auch ganz einfach. Schauen wir uns das Haus mal rundum an:
Die Fassade an der Straßenseite (Südseite) ist ein Thema für sich und nicht so einfach.
Der Nachbar auf der Westseite hat sein Haus bündig an unser Haus angebaut, hier können wir auf eine Außendämmung verzichten.
Der Nachbar auf der Ostseite mochte es seinerzeit nicht so kuschelig und hat einen kleinen Abstand eingehalten: Die Spalte zwischen den Häusern ist nur rund 50cm breit, das Haus ist (ohne Dachgeschoss) ca 6m hoch und der bewohnbare Teil des Nebengebäudes erstreckt sich rund 20m.
Da Kinderarbeit aus gutem Grund verboten ist werden wir uns besonders schlanke Verputzer suchen müssen, die auf einem besonders schmalen Gerüst die Wand verputzen oder eine andere Art von Isolation aufbringen.
Ein Bekannter meinte trocken:
Einfach alles mit Zellulosefasern ausfüllen.
Rechnen wir mal nach: 0.5m x 20m x 6m ergibt 60m³ (in Worten: sechzig Kubikmeter)
Davon abgesehen: Das Dach vom Nachbarhaus hat nicht überall eine Dachrinne, d.h. bei Regen läuft das Wasser vom Dach und sammelt sich unten am Boden der Spalte in einer Rinne, die abschüssig zur Straße hin ist und an einem Gullideckel endet. In dieser Rinne enden außerdem diverse Regenfallrohre beider Häuser.
Wir müssen also das Wasser von oben (Regen) und auch das Wasser unten (Regenrinne) berücksichtigen. Bei Zellulose-Flocken kann man außerdem nicht freitragend 6m hoch aufschütten, das würde mit den Jahren zusammenrutschen. Man benötigt daher irgendeine Konstruktion, die Die Spalte in große Gefache aufteilt, die dann jeweils mit Isofloc ausgefüllt werden können.
Bleibt wieder das Problem mit den magersüchtigen Handwerkern, die sich in einer 50cm breiten Spalte bewegen können.
Ideen bisher
Rundum Verschalen und einfach mit Beton ausgießen. Beton hat zwar keinen großen Dämmwert, es gäbe hier allerdings auch nur wenig Berührung mit der Umgebungsluft (Wärmebrücken). Aber 60m³ Beton schafft man auch nicht mal schnell aufs Dach um es dann in Die Spalte laufen zu lassen. Wir brauchen also einen möglichst billigen und zugleich luftig/leichten Füllstoff, mit dem Die Spalte zunächst aufgefüllt wird und dann die Hohlräume mit flüssigem Beton versiegelt.
Eckig gepresste Strohballen. Stroh brennt zwar gut, aber Stroh mit Lehm oder Verputz überzogen ist inzwischen sogar in irgendeiner DIN-Norm als Baustoff zugelassen. Stroh mit Beton sollte ähnlich wenig brennbar sein wie Stroh mit Verputz. Da der Beton viel Feuchtigkeit in Die Spalte einbringt und Stroh langfristig verwittert, muss man außerdem schauen, wie die Feuchtigkeit abgeführt werden kann. Schichtet man in der Reihenfolge Kies, Drainagerohre, Kies, Sand, Strohballen in einzelnen Lagen übereinader und füllt jeweils die Hohlräume mit Beton auf, dann kann man das schichtweise durchtrocknen lassen und durch die Drainagerohre könnte später Feuchtigkeit und Kondenswasser aus dem Beton-Stroh-Gemisch wegdiffundieren. Die Rohre wären vorne und hinten offen und somit belüftet.
PET-Flaschen (d.h. Leergut mit Deckel): sehr luftig, sehr leicht und schüttfähig. Aber da bräuchten wir rund 30000-40000 Flaschen, das wäre zu teuer, aber sicher ein Riesenspaß die von oben in Die Spalte zu werfen. PET schimmelt zwar nicht weg, aber die Feuchtigkeit aus dem Beton müsste auch hier durch schichtweises Auftragen jeweils in Etappen durchtrocknen, weil die Feuchtigkeit sonst in die Hauswand eindringen würde.
Drainagerohre: Man „webt“ eine Art Korbgeflecht aus Drainagerohren: 20m lang, 6m breit, max 50cm stark und führt das dann vom Dach her in Die Spalte ein. Wenn as „Geflecht“ hinreichend dicht und dick ist, sollten die nun entstehenden Hohlräume überschaubar bleiben. Diese Hohlräume ließen sich dann mit Zellulose-Fasern (zB Isofloc) füllen. Damit bekommt man die Dämmwirkung von Isofloc und durch die Drainagerohre eine sehr sehr gute Belüftung, sodass jegliche Feuchtigkeit in dieser Wand früher oder später den weg nach draußen finden kann, entweder durch die senkrecht verlaufenden Rohre per Gravitation nach unten oder per Frischluft-Zirkulation durch die horizontal verlaufenden Rohre.
Das Thema wird mich sicher noch eine Weile kreativ beschäftigen und vielleicht probier ich auch einfach mal was aus. Vielleicht hat jemand eine Idee? Kommentare Willkommen.
Raphael
PS: Links zu diesem Thema:
- Dämmung / Hohlraumverfüllung zwischen zwei Gebäuden auf www.fachwerk.de
- Leichtbeton bei Wikipedia, leier nicht geeignet für das was wir brauchen
- Perlite auf wissenwiki.de
- Kerndämmung auf wissenwiki.de
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